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Wanderboje am Mauerstreifen, Berlin 2009

Zwischen dem 13. August (Tag des Mauerbaus) und dem 9. November (Mauerfall) umrundete die Wanderboje Berlin. Die Wanderboje machte überall dort Station, wo wir private Geschichten mit der Berliner Mauer fanden.
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Runterbücken - es wird scharf geschossen

Anfang der Siebziger habe ich mit meiner Mutter anläßlich eines Besuchs bei meiner Schwester, die in Westberlin wohnte, eine Stadtrundfahrt nach Ostberlin unternommen. Ab dem Grenzübergang wurde der Bus mit einem DDR Reiseleiter zusätzlich versehen, das war so Vorschrift. Mit der Reiseleiterin, in unserem Falle, zog nicht nur ein anderer Ton in den Bus, es roch auch gleich nach Lisol, dem Desinfektions- u. Waschmittelzusatz der DDR. Die vorher unterhaltsame Reisegruppe verstummte zusehens. Jetzt mußte einfach gehorcht werden, das war ab der Grenze eben der Osten, ich kannte das schon von früheren Besuchen der 'Ostzone'. Was wir zu sehen bekamen war alles grau in grau, ich kann mich an nichts besonderes mehr erinnern. Auf der Rückfahrt kurz vor der Spree, die Mauer war schon zu sehen, hielt der Bus unversehens und unsere Reisleiterin schrie: Alle runterbücken, Kopf unter die Arme, nicht rausschauen, es wird gleich scharf geschossen. Es war sofort totenstill im Bus, von draußen hörte man auch nichts. Wir warteten mit angehaltenem Atem. Im Kopf sahen wir schon, wie auf einen Flüchtling, der durch die Spree schwimmend in den Westen fliehen wollte, geschossen wurde. Das war mal wieder ‚Falscher Alarm’ ließ sich unsere DDR Reiseleiterin nach geraumer Zeit vernehmen. Fast genüßlich schaute sie in unsere aufgeregten und verdatterten Augen. Damit muß man hier täglich rechnen, meinte sie noch erklärend, als sei das hier auch noch Teil der Stadtbesichtigung. Und das ganze natürlich, wie im Film, auf Sächsisch.