Sprache auswählen

Wanderboje am Mauerstreifen, Berlin 2009

Zwischen dem 13. August (Tag des Mauerbaus) und dem 9. November (Mauerfall) umrundete die Wanderboje Berlin. Die Wanderboje machte überall dort Station, wo wir private Geschichten mit der Berliner Mauer fanden.
Sie können auf die einzelnen Geschichten über die Orte des Geschehens oder die Liste der Geschichten zugreifen, zusätzlich können sie sich Bilder des Events ansehen

Kuras kleinkalibrige Geschichten oder Wie wir den Osten beschossen ohne dass er es bemerkt hat

Ende der 60er Jahre, als die Amis ihre Armeekaliber umstellten, kam mir die Idee, neue Läufe für diese Kaliber herzustellen. Ausserdem produzierten wir Sinter-Metall Hartkerngeschosse und dafür bekam ich eine Lizenz der Amis, die diese Munition im Vietnamkrieg einsetzten, obwohl es sehr zweifelhaft war, ob diese Munition, die als eine Art Dum-Dum-Geschosse durch die Haager Landkriegsordnung verboten war, hätte eingesetzt werden dürfen. Auf Grund des Viermächteabkommens war die Produktion von Kriegswaffen in West-Berlin eigentlich verboten. Doch wegen der Ami-Lizenz durfte mich die Berliner Polizei nicht kontrollieren; ich stand unter dem Schutz des alliierten Stadtkommandanten. Trotzdem war ich in einem Schiessverein zusammen mit Kuras, von dem ich wusste, dass er beim Staatsschutz war. Aber erst jetzt verstehe ich, warum er sich so für mich interessiert hat! Dass er das alles brühwarm den Brüdern im Osten erzählt hat. Vielleicht haben sie uns auch deshalb in Ruhe gelassen, obwohl wir sie immer beschossen haben. Unten im Keller hatten wir eine nämlich eine automatische Schiessanlage für Testzwecke. Da ballerten die Pistolen immer auf dieselbe Stelle. Eines Tages kam dann einer bei uns rein, der immer am Ufer angelte und meinte: "Immer wenn ihr da im Keller ballert, spritzt es in der Spree auf!" Das fanden wir natürlich klasse: Den Osten beschiessen, ohne dass er es merkt!