Sprache auswählen

Wanderboje am Mauerstreifen, Berlin 2009

Zwischen dem 13. August (Tag des Mauerbaus) und dem 9. November (Mauerfall) umrundete die Wanderboje Berlin. Die Wanderboje machte überall dort Station, wo wir private Geschichten mit der Berliner Mauer fanden.
Sie können auf die einzelnen Geschichten über die Orte des Geschehens oder die Liste der Geschichten zugreifen, zusätzlich können sie sich Bilder des Events ansehen

Der Entenschnabel

Nachdem ich 1982 nach Berlin Kreuzberg gekommen war und dort ca. 13 Jahre direkt an der Mauer gewohnt hatte, zog ich irgendwann nach der Maueröffnung in ein Reihenhaus in Schönfließ. Hier blieb ich 5 Jahre und in dieser Zeit reifte der Entschluss, ein eigenes Haus bauen. Wir suchten nach einem passenden Grundstück und wie es der liebe Gott so wollte, fanden wir eines: natürlich direkt auf dem ehemaligen Mauerstreifen! So kam ich, der im Westen geboren wurde und zwischenzeitlich im Osten gearbeitet hatte, wieder zu einem Grundstück zwischen den ehemaligen Welten. Wir machten einen Vertrag und das besondere an dem Vertrag war, dass weder der Verkäufer, der das Grundstück geerbt hatte noch wir genau wussten, was sich unterhalb der Erde befand. Wir einigten uns darauf, dass wir als Käufer das alleinige Risiko trugen, für den Fall, dass das Grundstück kontaminiert sei oder noch irgendwelche Altlasten enthielt. Es war ein spannender Moment, als die Bagger kamen und das Loch für den Keller aushoben. Wir hatten Glück - es kam nichts Schlimmes zutage! Seitdem lebe ich auf historischem Boden, denn der Entschnabel war bereits zu West-Berliner Zeiten ein Objekt der Begierde, da er - wie der Name sagt: entenschnabelförmig nach West-Berlin herein ragte. Wenn ich heute nach links, rechts oder nach hinten über den Zaun spucke, bin ich im ehemaligen West-Berlin. An den Wochenende kommen ganze Menschengruppen, die auf er Suche nach der Mauer sind, aber leider nichts mehr vorfinden. Das letzte, was es noch gab und an die Mauer erinnerte, wurde genau vor einem halben Jahr durch die Gemeinde Glienicke entfernt. Das waren ganz besondere Beleuchtungstürme, die seinerzeit hier in der Straße standen und insbesondere bei Schnee eine wunderbare Strahlung auf die kleinen Schneeflocken zauberten.