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Wanderboje am Mauerstreifen, Berlin 2009

Zwischen dem 13. August (Tag des Mauerbaus) und dem 9. November (Mauerfall) umrundete die Wanderboje Berlin. Die Wanderboje machte überall dort Station, wo wir private Geschichten mit der Berliner Mauer fanden.
Sie können auf die einzelnen Geschichten über die Orte des Geschehens oder die Liste der Geschichten zugreifen, zusätzlich können sie sich Bilder des Events ansehen

Mit dem LKW durch die Mauer

Ich war DDR Bürger und habe in Berlin Bauwesen studiert. 1967 war ich mit dem Studium fertig und dachte mit ein paar Freunden daran, im Westen Geld zu verdienen. Mein Freund Dieter Schmidt war im Haus der Ministerien angestellt, das lag direkt an der Mauer. Er hat mich eingeladen als Gutachter und Sachverständiger für die Schäden des Gebäudes. Das Gebäude hatte im Keller riesige Risse in der Stahl-Beton Konstruktion und nebenbei sollte auch das Dach besichtigt und begutachtet werden. Dieter sagte, er wolle mit einem Kieslastzug die Mauer an der Stelle, an der ein Stahltor war, mit einem H6 (DDR LKW) durchbrechen. Ich sagte: o.k., ich mache mit, aber ich muß erst selbst sehen, wie das dort genau aussieht. In diesem Zusammenhang habe ich zum ersten mal in meinem Leben einen Paternoster kennengelernt, den es bei uns in der DDR nicht gab. Um auf das Dach zu kommen mussten wir mehrere Kontrollen passieren. Nachdem wir oben angekommen sind, hat ein Kontrollturm gleich das MG rumgeschwenkt. Wir haben die Stelle, die wir durchbrechen wollten genau angeschaut, und festgestellt, dass das auf keinen Fall möglich war. Die Mauer war mindestens 80cm dick, außen mit Betonplatten von 20 cm Stärke, in der Mitte mit Beton ausgegossen. Ich sagte: Tut mir leid Dieter, aber das ist mit dem LKW nicht zu machen. Darauf kamen ein paar Herren von der Stasi. Haben uns ihren roten Ausweis gezeigt und uns kontrolliert und uns gebeten das Dach zu verlassen. Vier Wochen vorher hat sich von dem gleichen Dach eine Familie abgeseilt. Sie warfen das Seil herunter und ein westberliner Fahrzeug, hat das Seil gespannt, so dass die Familie herunterrutschen konnte. Deshalb waren die Herren von der Stasi besonders sensibel, als wir dann auf dem Dach waren.