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Wanderboje am Mauerstreifen, Berlin 2009

Zwischen dem 13. August (Tag des Mauerbaus) und dem 9. November (Mauerfall) umrundete die Wanderboje Berlin. Die Wanderboje machte überall dort Station, wo wir private Geschichten mit der Berliner Mauer fanden.
Sie können auf die einzelnen Geschichten über die Orte des Geschehens oder die Liste der Geschichten zugreifen, zusätzlich können sie sich Bilder des Events ansehen

Über Ost-Berlin nach Kopenhagen

Ich war mit einer bulgarischen Ärztin verheiratet und zu DDR-Zeiten sind wir immer nach Bulgarien gefahren. Einmal waren wir im Winter dort und ich war ganz scharf auf Skilaufen. Wir fuhren nach Pamporovo, ein absolut schneesicheres Gebiet. Ich als DDR Bürger habe mich total darauf gefreut, mit meiner super Skiausrüstung von Atomic, Ski zu laufen. Als ich die Berge runter fuhr, gewann ich an Tempo, wurde immer schneller und habe einen Unfall gehabt - Bänderriss im Knie. Ich wurde operiert und musste fünf Monate dort bleiben. Meine Frau und mein Sohn blieben auch da und in dieser Zeit lebten wir ihren Eltern. Alles war in Ordnung, bis ich wieder einigermaßen laufen konnte. Dann kaufte meine Frau Flugtickets von Plovdiv nach Ost-Berlin. Der bulgarische Flieger flog eigentlich weiter bis nach Kopenhagen, in Ost-Berlin war nur eine Zwischenlandung. Als wir landeten kam sofort ein Polizeiauto vor die Gangway und achtete darauf, dass keiner einsteigt. Aber ich saß ja schon drin. Weil ich damals um mein Einfamilienhaus kämpfte, das staatlich zwangsvermietet war, wollte ich in die DDR zurück und dieses Haus zurückerobern. Denn da war zu dem Zeitpunkt der Polizeichef von Potsdam drin. Jedenfalls bin ich ausgestiegen und bei der Polizei am Empfang haben sie gesagt: "Wissen Sie denn nicht, dass das verboten ist? Ihre Reiseanlage galt nur 30 Tage, die sind aber doch schon lange abgelaufen." Ich antwortete: "O.k., da steht mein Flieger, soll ich wiedereinsteigen?" Der Polizist verschwand für ein paar Minuten, kam wieder, und antwortete: "Rein kann man immer."