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Wanderboje am Mauerstreifen, Berlin 2009

Zwischen dem 13. August (Tag des Mauerbaus) und dem 9. November (Mauerfall) umrundete die Wanderboje Berlin. Die Wanderboje machte überall dort Station, wo wir private Geschichten mit der Berliner Mauer fanden.
Sie können auf die einzelnen Geschichten über die Orte des Geschehens oder die Liste der Geschichten zugreifen, zusätzlich können sie sich Bilder des Events ansehen

Der Morgen danach

[…]Frau Kiebig war erst vor fünf Jahren aus der DDR gekommen – durch Freikauf. Zuerst landete sie im Knast wegen versuchter Republikflucht, danach verlor sie ihre Arbeit wegen eines Ausreiseantrags. Obwohl mir ihr Schicksal nahe ging, mochte ich sie nicht, sie tratschte mir zuviel und arbeitete nachlässig. Aber jetzt stürzte sie auf mich zu und breitete die Arme aus. „Die Mauer fällt!“, rief sie. Tränen stiegen ihr in die Augen. Auch mich überwältigte das Gefühl einer unglaublichen Befreiung, obwohl meine Flucht fast dreißig Jahre zurücklag. Frau Kiebig und ich, wir fanden uns gegenseitig unsympathisch. Trotzdem lagen wir uns jetzt in den Armen und weinten.