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Wanderboje am Mauerstreifen, Berlin 2009

Zwischen dem 13. August (Tag des Mauerbaus) und dem 9. November (Mauerfall) umrundete die Wanderboje Berlin. Die Wanderboje machte überall dort Station, wo wir private Geschichten mit der Berliner Mauer fanden.
Sie können auf die einzelnen Geschichten über die Orte des Geschehens oder die Liste der Geschichten zugreifen, zusätzlich können sie sich Bilder des Events ansehen

Kapitalismus auf dem Schulweg

Als die Mauer gefallen ist, da war ich 11. Die große Euphorie des Ausnahmezustands dieser Stadt, habe ich aus einem Blickwinkel einer 11-Jährigen gesehen, die diese Ereignisse nicht wirklich einzuordnen wusste. Ich kann mich damals gerade noch daran erinnern, dass ich irgendwann mit dem Kinderladen einen Ausflug an die Mauer gemacht hatte, dass ich nicht begriffen hatte, weshalb man nicht auf die andere Seite durfte(heute fragen viele noch, ob wir nicht doch Bananen „rübergeworfen“ hätten…)und dass es irre kompliziert war, wenn eine Reise vom Flughafen Schönefeld losging. Auch an einen Restaurantbesuch „Am Ende der Stadt“ in der Muskauer Strasse kann ich mich erinnern. Da aber weder „Ostverwandtschaft“ in unserer Familie je besucht wurde oder die „Verwandten in Westdeutschland“ per Autoreise besucht wurden, waren meine Mauererlebnisse und mein Bewusstsein dafür, was dies alles bedeutete, sehr vage. Und mir war es völlig unbegreiflich, was am 9.November `89 passierte. Besonders in Erinnerung sind mir von damals der Schulweg mit dem Bus über den Ku`damm, morgens um 7:30Uhr. Hunderte von Menschen standen dort an den Buden an, lange bevor überhaupt geöffnet wurde - ein Warten in der Kälte für die 100 Mark Begrüßungsgeld. Auch sind mir all die staunenden Menschen auf dem Ku`damm in Erinnerung, die Fülle an Menschen, die alle Konsum und Kapitalismus für sich ungläubig entdeckten. Und die Menschen in den Supermärkten rund um den Ku’damm. Es war für mich damals surreal und vor allem ein Stück Geschichte, das sich mir erst in den zwei Jahren danach erschloss