Wanderboje am Mauerstreifen, Berlin 2009

Platzverweis

Der Verein FSV Berolina Stralau 1901 feierte am 12. 8. 61 sein 60-jähriges Bestehen. Dieser Tag ist nicht nur für den Verein historisch gewesen, sondern hatte durch den Mauerbau den Verlust einiger Vereinmitglieder für über 25 Jahre bedeutet.

Die Mitglieder Bernhard Schmidt, Werner Schleuter, Herr Schikram und Herr Katsch erzählten:
Am besagten Tag war euphorische Stimmung. Man hatte ausgerechnet am Jubiläumstag das Auswärtsspiel gegen den damaligen DDR-Meister ZSK Vorwärts 3:0 verloren. Trotzdem war man guter Stimmung auf dem Vereinsfest im Volkshaus Weißensee. Gefeiert wurde immer, auch wenn man mal verloren hatte, denn dann wurde das nächste Spiel einfach wieder gewonnen. Auf der Feier waren Vereinsmitglieder von Ost- und Westberlin, dies war bis zu diesem Tag ja kein Problem, denn die Mauer war ja offen. Als Schleuter zwischendurch mal an die frische Luft nach draußen ging, sah er schon die ganzen Armeefahrzeuge die Berliner Allee Richtung Stadt runterfahren. Schleuter holte einen Sportsfreund mit raus, der auch im Westen wohnte. Der sah sich die Sache an und meinte „Ach, die üben ja nur!“ Beide hielten ein Taxi an und fragten, ob er sie fahren würde. Der Fahrer meinte „Nee, um zehne hätt ich euch noch gefahren, aber jetzt is zu“. Sie bekamen es mit der Angst zu tun. Schleuter, der seine kleine Tochter noch bei der Mutter in der Bossestrasse gelassen hatte, holte sie ab und machte sich mit dem Kinderwagen auf. Vorbei an den Kampftruppen in der Revaler Strasse passierte er die Oberbaumbrücke, um wieder zurück in den Westen zu gelangen. Die anderen, die auf dem Fest geblieben waren, sah er zum ersten Mal 1986 wieder.
Katsch der sich an dem Tag bei einem Auswärtsspiel für eine andere Mannschaft befand, kam nicht mehr nach Berlin rein.